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Teamgeist im Cockpit | Audi Deutschland
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„Was könnte man sich als Rennfahrer mehr wünschen?“

„Was könnte man sich als Rennfahrer mehr wünschen?“

Der 14-malige Sieger der Rallye Dakar, Stéphane Peterhansel, und sein Beifahrer Edouard Boulanger gehen für Audi bei der Rallye Dakar an den Start. Ein Gespräch über Teamgeist, die Stimmung im Cockpit und einzigartige Chancen.

Text: AUDI AG - Foto: Julian Rausche, AUDI AG - Film: AUDI AG Lesezeit: 9 min

Der Audi RS Q e-tron bei der Fahrt durch die Wüste.Der Audi RS Q e-tron bei der Fahrt durch die Wüste.

Hr. Boulanger, was sind Ihre Aufgaben als Co-Pilot während der Rallye?
Edouard Boulanger:
Es ist ein ziemlich vielseitiger Job, der in den letzten Jahren sogar noch komplexer geworden ist. Viele denken wohl als erstes an Navigationsanweisungen. Aber die treten wegen der immer ausgefeilteren Technologie in den Autos immer stärker in den Hintergrund. Heutzutage muss man das Auto und vor allem die elektronischen Funktionen im Griff haben. Ich fungiere als Schnittstelle zwischen Rennwagen und Stéphane. Ich versuche, ihm so viel abzunehmen wie nur möglich.

Das klingt nach einem anspruchsvollen Job.
Edouard Boulanger:
So ist es. Während der Dakar beginnt mein Tag frühmorgens und endet erst spät am Abend, wenn ich mit dem Team die Ereignisse des Tages nachbereitet habe. Die eigentliche Zeit im Cockpit ist mit sehr vielen Aufgaben verbunden und mitunter sehr fordernd. Ich darf kein Detail im Roadbook übersehen, andernfalls verlieren wir Zeit oder, schlimmer noch, kommen wir vom Kurs ab. Daneben muss ich auch die Fahrzeugparameter genau im Blick haben, damit wir nichts an Effizienz einbüßen. Man muss gedanklich sehr flexibel sein.

Was also zeichnet gute Co-Pilot_innen aus?
Edouard Boulanger:
Es sind vor allem zwei Dinge: Aufgrund der großen körperlichen Belastung muss man wirklich topfit sein, um etwa die vielen Stöße während der Fahrt wegzustecken. Meist sehe ich nicht, was auf mich zukommt, weil ich mit dem Roadbook beschäftigt bin und mein Blick nicht auf die Piste gerichtet ist. Dann ist da die bereits angesprochene mentale Fitness. Im einen Moment prüft man das Roadbook, im nächsten muss schon eine Fahrzeugeinstellung geändert werden. Und die ganze Zeit über gibt man dem Fahrer oder der Fahrerin die nötigen Informationen weiter.
Stéphane Peterhansel: Hinzu kommt, dass man sehr präzise arbeiten muss. Alle Informationen müssen klar und unmissverständlich kommuniziert werden. Und das über Stunden hinweg und unter extremen Bedingungen erledigt werden.

Porträtaufnahme von Edouard Boulanger.Porträtaufnahme von Edouard Boulanger.
Porträtaufnahme von Stéphane Peterhansel.Porträtaufnahme von Stéphane Peterhansel.

Man muss also topfit sein?
Edouard Boulanger:
Man sagt, die Schwäche eines Rennwagens ist die Konstitution der Besatzung. Wir müssen keine Bodybuilder sein, aber doch fit genug, um die stundenlangen körperlichen Strapazen auszuhalten.

Hr. Peterhansel, gilt das alles so auch für Sie als Fahrer?
Stéphane Peterhansel:
Nein, die Situation ist eine andere. Ich habe die Strecke und damit auch alle Hindernisse immer vor Augen. Daher kann ich mich innerlich auf die meisten Stöße einstellen. Natürlich muss aber auch ich eine gute Kondition haben.
Edouard Boulanger: Stéphane muss die ganze Zeit über volle Konzentration bewahren. Ein paar Minuten lang mit hohem Tempo zu fahren ist nicht allzu schwierig. Das aber einen ganzen Tag und über einen Zeitraum von 15 Tagen durchzuhalten ist eine andere Sache. Ich bin immer wieder aufs Neue von Stéphane's konstanter Leistungsfähigkeit von der ersten bis zur letzten Minute beeindruckt. Ziemlich unglaublich eigentlich.

Zwischen Ihnen besteht anscheinend eine Art symbiotische Gemeinschaft – Sie brauchen einander, um erfolgreich zu sein. Wie findet man sich?
Stéphane Peterhansel:
Für mich ist ganz wichtig, dass wir dieselbe Sprache sprechen. In unserem Fall also Französisch. Edouard und ich blicken außerdem auf ähnliche Erfahrungen in verschiedenen Motorsportarten zurück. Man muss ein gemeinsames Verständnis für die Dinge entwickeln.
Edouard Boulanger: Während des Rennens dürfen wir nicht lange überlegen, was wir sagen wollen. Hier ist Effizienz gefragt. Ich muss wissen, welche Informationen Stéphane braucht. Wir müssen in der Tat dieselbe Sprache sprechen – und das auch im übertragenen Sinn. Wir sind uns ziemlich ähnlich, sind eher ruhige Zeitgenossen. Wir schreien uns nicht gleich an, wenn Hektik und Anspannung zunehmen. Ich glaube, das ist unsere Stärke.
Stéphane Peterhansel: Die Stimmung im Cockpit ist sehr wichtig. Wenn man aufgeregt oder gereizt ist, überträgt sich das auf den jeweils anderen. In einer entspannten Atmosphäre geht alles viel leichter.

Man muss eine fast schon metaphysische Verbindung eingehen, um ein gemeinsames Verständnis der Dinge zu entwickeln.

Stéphane Peterhansel

Peterhansel und Boulanger steigen in den Audi RS Q e-tronPeterhansel und Boulanger steigen in den Audi RS Q e-tron

Aber erst muss man sich ja gefunden haben. Wie war das bei Ihnen?
Edouard Boulanger:
Co-Pilot_innen suchen sich ihre Fahrer_innen normalerweise nicht selbst aus. Ich hatte Glück, denn es war mein Traum, mit Stéphane zu fahren. Dass er sich für die Dakar 2021 für mich entschieden hat, empfinde ich als große Auszeichnung.
Stéphane Peterhansel: Wir kennen uns seit ungefähr zwölf Jahren, hatten aber zuvor noch nie zusammengearbeitet. Ursprünglich wollte ich die Dakar 2021 mit meiner Frau als Co-Pilotin fahren. Sie konnte jedoch aufgrund von gesundheitlichen Problemen nicht dabei sein. Edouard rief mich an und meinte, dass er zur Verfügung stünde. Wir sind daraufhin ein Kurzstreckenrennen in Polen gefahren, um die Dinge auszuloten. Und es hat gepasst.

In der Tat, schließlich haben Sie beide die Rallye Dakar 2021 gewonnen.
Stéphane Peterhansel:
Genau. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein neugebildetes Team die Dakar gleich beim ersten Versuch gewinnt. Auch das zeigt, dass Edouard genau der Richtige ist.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie hörten, dass und wie Audi an der Rallye Dakar teilnehmen will?
Stéphane Peterhansel:
Ich war überrascht und hielt das für eine große Herausforderung. Denn wenn es einen Wettbewerb gibt, der dem Elektroantrieb² alles abverlangt, dann ist es die Rallye Dakar. Immerhin legen wir zwei Wochen lang zwischen 600 und 1.000 Kilometer pro Tag zurück. Der Untergrund ist enorm schwierig, und auf Sand ist der Energieverbrauch sehr hoch. Ich dachte aber auch: Wenn jemand das schafft, dann Audi.

Das Cockpit des Audi RS Q e-tron.Das Cockpit des Audi RS Q e-tron.

Sie haben schon viel erreicht im Rallyesport – sowohl im Team als auch jeder für sich. Warum unterziehen Sie sich immer noch Jahr für Jahr einer solchen Tortur?
Stéphane Peterhansel:
Ich glaube, die Dakar war und ist mein Wettbewerb. Und das wird sie auch immer bleiben. Einerseits, weil ich den Motorsport ebenso wie den nie endenden Kampf gegen Dünen, Gestein, Sand und Staub liebe. Und selbstverständlich auch den Kampf gegen die Uhr und die Konkurrenz. Zum anderen gefallen mir aber auch die Natur und die wunderschönen Landschaften. Ein Rennen mitten in der Wüste zu fahren ist ganz außergewöhnlich. Ich hatte das Glück, dass ich schon dabei war, als die Dakar noch in Afrika ausgetragen wurde. Danach war ich zehn Mal in Südamerika am Start. Mittlerweile fahren wir in Saudi-Arabien. Ich bekomme einfach nicht genug von dieser Rallye.
Edouard Boulanger: Wir lernen Orte kennen, die wir ohne die Dakar wahrscheinlich niemals zu Gesicht bekommen würden. Sie sind so entlegen, dass ein Besuch, etwa als Tourist, kaum möglich ist. Und natürlich ist die Dakar noch ein echtes Abenteuer.

Inwieweit können Sie bei all den Aufgaben, der Konzentration und der Anspannung?
Edouard Boulanger:
Wir müssen uns die Landschaft schon genau anschauen, etwa um Landmarken zu erkennen, an denen wir rechts oder links abbiegen müssen. Klar, dabei bekommen wir nur einen ungefähren Eindruck von der Umgebung. Aber zwischen den Etappen sind wir mit einem normalen Auto unterwegs. Und dann kann man wirklich in die Landschaft eintauchen.
Stéphane Peterhansel: Ich denke, man muss die richtige Motivation mitbringen. Und dank der bevorstehenden Herausforderung mit Audi sind wir motivierter denn je. Wir sind bei unserer Lieblingsrallye am Start, kommen durch beeindruckende Landschaften und nutzen die fantastische Technologie. Was könnte man sich als Rennfahrer mehr wünschen?

Man sagt: Die Schwäche eines Rennwagens ist die Konstitution seiner Besatzung

Edouard Boulanger

Peterhansel und Boulanger stehen vor dem Wagen und unterhalten sich.Peterhansel und Boulanger stehen vor dem Wagen und unterhalten sich.
 

Stéphane Peterhansel & Edouard Boulanger

Im Alter von acht Jahren erhält Stéphane Peterhansel von seinem Vater, einem Motocross-Rennfahrer, das erste Motorrad. Zehn Jahre später fährt „Mister Dakar“ mit einer Enduro seine erste Meisterschaft und holt auf Anhieb den Titel. Mit 22 nimmt Peterhansel 1988 als Werksfahrer erstmals an der Rallye Dakar teil. Zwischen 1991 und 2021 gewinnt er den Wettbewerb 14 Mal, erst auf einem Motorrad und dann, ab 1999, mit einem Auto. Bei seinem letzten Triumph heißt sein Beifahrer Edouard Boulanger. Der französische Offroad-Motorrad-Fahrer Edouard Boulanger ist erst seit 2014 Co-Pilot. Zuvor war er Stammgast auf den großen Marathon-Rallye-Strecken der Welt. Er erwirbt sich einen guten Ruf in der Marathon-Branche, besonders als Coach für den Motorrad-Nachwuchs bei diversen Werksteams. Wie Peterhansel fasziniert den gelernten Maschinenbau-Ingenieur Boulanger neben Fahren und Technik auch das, was die Natur entlang der Marathon-Strecken bietet.

 

The Road to Dakar | Putting the Audi RS Q e-tron through its paces


The Road to Dakar | Putting the Audi RS Q e-tron¹ through its paces
 
Hinter einer kleinen Mauer sieht man das Audi-Sport-Gebäude.

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